1909-1980

 

Die Eroberung der weiten Welt

 

Um 1900 zählt die Stadtgemeinde Zug 6'500 Einwohnerinnen und Einwohner, der ganze Kanton 25'000. Industrie ist jetzt die wichtigste Arbeitgeberin, nicht mehr die Landwirtschaft. Im Ozean verlegte Fernmeldekabel verbinden die Alte und die Neue Welt. 1891 eröffnet in der Stadt Zug das erste Telefon-Ortsnetz mit Handzentrale den Betrieb. Die ersten Autos rasen mit über 20 Stundenkilometern durch die Gegend. Der Mensch erobert den Luftraum.
1907–1909 baut die Theater- und Musikgesellschaft das grosse Theater-Casino an der Artherstrasse.

 

 

1908–1980: Theater und Casino an der Artherstrasse

 

Mit Lotterien finanziert

 

Nicht nur Theateraufführungen und Konzerte sollen im geplanten Neubau stattfinden, sondern auch Feste, Versammlungen, Kongresse. Nicht bloss ein neues Theater ist gefragt, sondern ein Theater und Casino, Letzteres mit der nötigen Infrastruktur, um auch grosse Bankette ausrichten zu können. Die Lösung der schwierigen Aufgabe gelingt dem jungen, erst 27-jährigen Zuger Architekten Dagobert Keiser (1879–1959). In der Generalversammlung vom 15. Januar 1907 – sozusagen am 99. Geburtstag der Theater- und Musikgesellschaft – wird sein Projekt gutgeheissen, und zwar einstimmig. Das Baubudget ist mittlerweile auf 460'000 Franken angestiegen – eine gewaltige Summe für einen privaten Verein mit wenig über hundert Mitgliedern! Finanziert wird es mit vier amtlich bewilligten Lotterien. 1'300'000 Lose zum Preis von je 1 Franken werden ausgegeben. Hauptpreise bis zu 50'000 Franken locken. Der Nettoerlös und der Verkauf der Liegenschaften altes Theater und Bellevue decken die Baukosten und äufnen einen kleinen Betriebsfonds ...

 

 

Die Standortfrage

 

1897 wird die Burgbach-Turnhalle gebaut. Für die Idee, kombiniert mit der Turnhalle am gleichen Ort auch ein neues Theater zu bauen, liegt ein ausgearbeitetes Projekt vor. Die Ausführung unterbleibt aus Kostengründen. 1904 verbietet der Zuger Stadtrat aus Sicherheitsgründen die weitere Benützung des Stadttheaters. Damit ist der Fall klar: Es braucht einen Theaterneubau. In der Folge werden – verteilt über die ganze Stadt zwischen Schützenmatte, heutigem Bundesplatz und Hofstrasse – 5 verschiedene Standorte erwogen. Am 1. Juli 1905 wird zwischen den Standorten oberer Postplatz (Liegenschaft Wyss) und Artherstrasse entschieden. Letzterer schwingt obenauf, wegen der deutlich tieferen Kosten und wegen des günstigen Urteils von Gutachter Gustav Gull. Er bezeichnet die Lage am See als geradezu ideal für Casinozwecke.

 

 

Zeitstrahl

 

1909 Einweihung des Neubaus an der Artherstrasse
(1914 Ausbruch 1. Weltkrieg)
1918 Nutzung als Grippelazarett
1925 «Der Bettelstudent» von Millöcker: Operetteninszenierung
(1929 Börsenkrach und Ausbruch der Weltwirtschaftkrise)
(1931 Radio Beromünster)
(1934 Philipp Etters «Geistige Landesverteidigung»)
(1939 Landi in Zürich – Ausbruch 2. Weltkrieg)
1949 Cabaret «Durzug»
1951 Einführung des Abonnements
(1952 Zuger Zentenarfeier)
1952 Eigeninszenierung «Das Zuger Spiel von Stadt und Land»
(1957 Russischer Sputnik als erster künstlicher Erdsatellit)
(1958 Schweizer Fernsehen)
1960 Die Stadt erwirbt die nördlich angrenzende Liegenschaft Bucher
1961 Die Stadt und die TMGZ errichten die Stiftung «Theater Casino»
(1969 Erster Mensch auf dem Mond)

 

(Text: Peter Hoppe)

Theater Casino Zug

Artherstrasse 2-4, 6300 Zug